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Fakten über den Bauernkrieg 1525, deren Anführer und die Stierwascherlegende
Martin Zott aus der Gastein "der Spindoktor"
Die Bauernkriege von 1525 und 1526 waren ein vielschichtiges, zum Teil widersprüchliches gesellschaftliches, sozialökonomisches und militärisches Geschehen. Obwohl viel darüber geforscht wurde, sind auch heute noch einige Fragen ungeklärt. Keinen Zweifel gibt es aber, dass die Gasteiner Gewerken am Anfang eine führende Rolle spielten, im Verlaufe des Krieges dann immer mehr unter den Einfluss der radikalen bäuerlichen Aufständischen kamen und sich schließlich, 1526, von diesen beherrschen lassen mussten. Die bäuerlichen Aufständischen, besonders jene aus dem Pinzgau, führten sich in Gastein zeitweise in einer Art und Weise auf, die das Wort „Besatzungsmacht“ als angebracht erscheinen lässt.
Der Aufstand begann mit einem propagandawirksamen Paukenschlag: Am 24. Mai 1525 versammelten sich die Gewerken demonstrativ oben am Silberpfennig und riefen gewissermaßen offiziell den Krieg gegen den Salzburger Landesherrn Kardinal Matthäus Lang aus. Als Hauptleute der Empörer, wie sich die Aufständischen oft selbst nannten, waren vom ersten Tag an dabei: Hans Weitmoser, Erasmus Weitmoser, Martin Zott und Marx Neufang. Während Erasmus Weitmoser mit seinen Kriegsknechten in den letzten Tagen des Monats Mai zur Eroberung Salzburgs aufbrach und der reiche Intellektuelle Martin Zott in Gastein als maßgebender „Spindoktor“ die Fäden zog, vertrat Marx Neufang die (kleinen) Bauern.
Im ersten Bauernkriegsjahr tat sich Marx Neufang noch nicht besonders hervor. Immerhin unterschrieb er ab dem 7. Juni 1525 alle Sendschreiben der Gasteiner Aufständischen gemeinsam mit Martin Zott, manchmal auch allein. Seine Hauptaufgabe dürfte es gewesen sein, die Verbindung zu den anderen Aufständischen im salzburgischen Erzstift zu halten, etwa mit jenen von Saalfelden.
Auszug aus der Gasteiner Rundschau Nr 172 von Fritz Gruber
Martin Zott und die Habsburger sowie die eigenen Interessen
Martin Zott und seine Gasteiner Mitgewerken wünschten die Absetzung von Kardinal Matthäus Lang als Landesherrn. In dieser Situation könnte die Existenz eines bäuerlichen Forderungsprogramms mit den 14 Artikeln als quasi offizielles und plausibles Aushängeschild, hinter dem sich andere, nämlich beispielsweise Martin Zotts eigentlichen Absichten trefflich verbergen ließen, ganz willkommen gewesen sein. Später würden sie mit Recht sagen können, sie wären daran ohnedies nicht beteiligt gewesen. Wenigstens in den ersten Wochen trat der stark Tirol-affine Martin Zott als Hauptmann auffallend deutlich in den Vordergrund, so besonders als Verfasser und Unterzeichner von diversen Sendschreiben der Aufständischen.
Aber schon am 8. Juni werden Risse in der Befehlsstruktur erkennbar, wenn er davon schreibt, dass die, „so im Feld liegen“, in einer Sache, bei der es um Einfluss geht, um ihre Zustimmung gefragt werden müssten. Aber dessen ungeachtet: Könnte man in ihm den berühmten „Spiritus Rector“ des beginnenden Aufstandsgeschehens sehen? Dies würde in Anbetracht seiner engen verwandtschaftlichen Bindungen zu den angrenzenden habsburgischen Ländern nicht einer durchaus überzeugenden Logik entbehren. Kontakte mit Hieronymus Zott dem Älteren und Johann Zott dem Älteren, beide hervorragende Exponenten des Habsburgerreiches am Innsbrucker Hof des Erzherzogs Ferdinand I., mussten den Martin Zott mit Informationen auf dem Laufenden gehalten und ihm die Einschätzung der außenpolitischen Lage erleichtert haben. Und ein Anschluss des Salzburger Erzstiftes an das Haus Habsburg.
(Kärnten, Tirol) wird im zottischen Familienkreis kein unbekanntes Thema gewesen sein. — Andererseits war ein immer dringender werdender Handlungsbedarf nicht zu übersehen. Bereits am 7. Mai schrieb Johann Zott der Ältere von Innsbruck aus einen Brief an den mit ihm befreundeten, „lieben“ (so wörtlich) Salzburger Kanzler Hieronymus Baldung, an einen Mann übrigens, der später in Tiroler Dienste übertreten sollte und dem die Beteiligung an einem Gastein-Innsbruck-Stadtsalzburger Informationsfluss, hin und zurück, durchaus zuzutrauen ist. Jedenfalls schrieb Johann Zott der Ältere aus Innsbruck: „Neue Nachrichten wollt Ich Euch gern verkunden, denn es steht um und um sorglich, und als sich die Läuf [Unruhen] erzeigen, so will der gemein Mann überhand nehmen, Gott füg‘s zum Besten.“
Vielleicht gab es aus Innsbruck ein Schreiben solchen Inhalts nicht nur an Kanzler Hieronymus Baldung in der Stadt Salzburg, sondern auch an Martin Zott in Gastein, dem natürlich klar sein musste, dass die Absetzung Langs, wenn sie durch die Bauern erfolgte und mit deren Machtergreifung verbunden wäre, den hochpolitischen zottisch-tirolerischen Anschluss-Plänen nicht förderlich sein konnte. In einer solchen Situation musste fast zwangsläufig der Gedanke aufgekommen sein, in dem derweilen noch ruhigen Gastein eine eventuelle Initiative zu einem Aufstand nicht den tendenziell radikaleren (Pinzgauer?) Bauern zu überlassen, sondern selbst den Aufstand auszurufen und, mit dessen Führung in eigenen Händen, das Schlimmste zu verhindern. Außerdem waren sie es, die Geld flüssig hatten – und die Bauern forderten für ihren Kriegszug in die Stadt Salzburg natürlich sehr gute Bezahlung. Ohne Geld ging bei ihnen gar nichts. [Um 1526 war dies – teilweise – anders.]
Mit dem Gasteiner „Rütlischwur“ bei der Grube „Silber-pfennig“ in der obersten Erzwies – ein bemerkenswertes Geheimtreffen der Gasteiner und Rauriser Gewerken vom 24. Mai 1525 – bot sich dem Martin Zott nicht nur eine herbeigewünschte Chance zur Realisierung seiner Zukunftspläne, sondern, zunächst dringender und konkreter, auch die Chance zur Abwehr von möglichem Schaden, der künftig dem gesamten Montanistikum in Gastein und Rauris vonseiten der Bauern latent drohen könnte.
Es gab tatsächlich Grund zur Sorge, dass aufständische (Pinzgauer?) Bauern die Bergwerksanlagen, wie etwa Berghäuser, Stolleneingänge, Pochwerke sowie Aufbereitungs- und Schmelzwerksanlagen, zerstören und lagernde Erze, besonders die seit Dezember 1524 unerlaubt „in Sperre“ liegenden Fronerze und Schmelzzwischenprodukte entwenden könnten. [Heute würden wir bei einer solchen illegalen Aktion von einer speziellen Art eines Steuer-Streiks sprechen.] Ein Beispiel dafür, dass die Sorge durchaus begründet war, bot ein Jahr später der aus Ulm stammende Gasteiner Gewerke Hans Fingerl. Die Bauern brachten ihm den wirtschaftlichen Ruin, denn sie hatten in seinen Besitzungen zerstörerisch gewütet, sodass sein „Sach und Bergwerk vast [sehr stark] gesperrt und zerrührt worden ist.“ Jedenfalls stand Ende Mai 1525 für Martin Zott und seine Vertrauten unter den Mitgewerken fest, dass man nicht zu lange zuwarten dürfe. Spätestens beim „Rütlischwur“ vom 24. Mai 1525 hat sich in den Köpfen eine gewisse Sorge und Angst mit dem Wunsche nach Absetzung Kardinal Langs und der Vorfreude auf politische und ökonomische Vorteile zu einer wirksamen Gedanken-Allianz verbunden, die den Entschluss zum aufständisch-militärischen Tätigwerden als richtig bekräftigte.
Resümee: Es steht fest, dass die Bauern, höchstwahrscheinlich unter maßgebender „Beratung“ durch Fremde (Oberpfälzer Prädikanten), bei der Ausformulierung der 14 Gasteiner Artikel die inhaltliche Führerschaft innehatten. Etliche Textpassagen konnten den Gewerken unmöglich gepasst haben, sodass deren Verfasserschaft auszuschließen ist. Dessen ungeachtet hielten sie an ihren kriegerischen Plänen zur Absetzung Kardinal Matthäus Langs fest, zumindest bis ungefähr Mitte Juni 1525.
Auszug aus der Gasteiner Rundschau Nr 215 von 2018 von Fritz Gruber
Die Legende aus Stadt-Salzburger-Sicht
Zur Zeit der Bauernaufstände war die von starken Wehrmauern umgebene Stadt Salzburg belagert. Die Belagerer konnten die Stadt nicht bezwingen. Man wollte also die Stadt so lange aushungern, bis sie von selber zur Übergabe bereit war. Die Bauern riegelten Salzburg ab und so konnte kein Lebensmittelnachschub in die Stadt gelangen.
Die Salzburger erkannten aber bald die Absicht der Feinde. Und natürlich überlegte man, wie man dieser Katastrophe entgehen könnte. Um einer möglichen Hungersnot vorzubeugen schrieb der Stadtkommandant ein strenges Fasten vor. Aber irgendwann war der Tag erreicht, an dem nur noch ein einziger Stier übrig blieb, der noch nicht geschlachtet war. Er war braun gefleckt und gut genährt.
Da verfiel der Stadtkommandant auf eine List: Am frühen Morgen des nächsten Tages wurde der Stier auf die breite Festungsmauer getrieben und von dort dem Feind gezeigt. Er sollte nur glauben, die Salzburger litten schon Hunger. In der kommenden Nacht aber strichen die Salzburger den scheckigen Stier weiß an und zeigten ihn am Morgen darauf wieder den Belagerern. Am dritten Morgen trabte ein pechschwarzer Stier über die Festungsmauer.
Die Belagerer waren nun der Meinung, dass die ganze Belagerung nichts gebracht hätte und Salzburg immer noch über genügend Lebensmittelreserven verfügten. Und in einer dunklen Nacht zogen die fremden Kriegsknechte heimlich ab.
In der Stadt aber herrschte großer Jubel. Die Bürger führten den Stier hinab an die Salzach und wuschen ihn so lange, bis er wieder braun gefleckt war. Seit dieser Zeit nennt man die Salzburger die "Stierwascher".
Der Salzburger Erzbischof "Karl Berg"
zu Gast im Weinkeller der Familie Zottlöderer